VLOG – Teil VIII – Christchurch-Special

Der fleissige Mitleser hat sicherlich bemerkt, dass der Besuch der Stadt Christchurch schon einige Tage hinter uns liegt. Unter normalen Blogbedingungen wäre Christchurch ein kleiner teil in einem unserer Reiseberichte gewesen. Normale Bedingungen hat es leider seit 2011 in der zweitgrößten Stadt Neuseelands nicht mehr gegeben.
Erschüttert durch zwei Erdbeben in Folge, sind weite Teile der Stadt und 80 % der Innenstadt zerstört. Der historische Stadtkern und das Wahrzeichen der Stadt, die Christchurch Cathedral, sind weitestgehend zerstört oder so beschädigt, dass sie abgerissen werden müssen.
Durch das Beben 2011 wurden 5.900 Menschen verletzt und 185 Menschen verloren ihr Leben. Anhand der objektiven Zahlen ist in Bezug zu der Anzahl eingestürzter Gebäude und der schwerwiegenden Nebeneffekte wie Soil Liquefaction wäre vermutlich ein “nur” vor der Anzahl der Todesopfer angebracht.

Aus subjektiver Sicht sind die 185 Todesopfer und 5.900 Verletzten für die Stadt Christchurch ein Schock, der sowohl für das Stadtleben, als auch für die Einwohner der Stadt alles verändert hat. Das bisherige Bewusstsein in einer Erdbebenzone zu leben und der relaxte Umgang mit dieser Tatsache, wurde schlagartig durch die Realität ersetzt.
Für 70.000 Bewohner war diese Realität zuviel und sie verließen, immerhin 1/5 der Stadtbevölkerung, Christchurch.

Sowohl das veränderte Stadtbild, bis dato sind ein Großteil der Gebäude noch nicht ersetzt, als auch das veränderte Stadtleben, haben mich als wiederkehrenden Besucher nachhaltig beeindruckt. Die Erinnerung an den ersten Besuch, weit vor den Erdbeben, zeigen eine quirlige Stadt mit historischem Stadtkern und einer entspannten Lebensart. Die aktuelle Realität hinterlässt auf den ersten Blick jedoch den Anschein einer Geisterstadt, deren Tragödie sich zu einem Touristenmagnet entwickelt.

Glücklicherweise hatten wir die Möglichkeit zwei Tage in Christchurch zu verbringen, wodurch wir einen zweiten Blick auf die Stadt und die junge Vergangenheit werfen konnten. Eine Stadtrundfahrt in einem Doppeldecker-Cabrio-Bus mit –vermutlich – leicht angetrunkenem Guide/Fahrer und ein Besuch in Quake-City, der gut gemachten Ausstellung zu der jungen und alten Erdbebengeschichte von Christchurch, haben dazu beigetragen den ersten Eindruck zu korrigieren. Bei genauem Hinsehen lässt sich in vielen Details erkennen, dass sich Christchurch mitten im Wiederaufbau befindet, sowohl äußerlich als auch innerlich. Zahlreiche Projekte wie z.B. ein Einkaufszentrum aus Containern, ein Veranstaltungskalender der Gebäudelücken mit Veranstaltungen füllt und provisorische Kunstobjekte auf Freiflächen zeigen diese Veränderungen im Detail.

Was bleibt ist der Eindruck einer neu gestarteten Stadt, deren verbleibende Bewohner mit viel Zusammenhalt, Kreativität und Willen zur Mitgestaltung, Christchurch zu einer alten Stadt in neuem Gewand auferstehen lassen wollen. Aber auch einer Stadt, die versucht junge Erdbebengeschichte als Warnung in das Stadtbild zu integrieren, über sie zu informieren und für die möglicherweise zukünftige Erdbebengeschichte aus ihr zu lernen.

Alles in allem waren diese zwei Tage, insbesondere für mich, so beeindruckend, dass eine kurze Episode in einem unserer Berichte dieser Stadt nicht gerecht geworden wären. Daher möchten wir euch diese Eindrücke in einem eigenen Video näher bringen.

Film ab.